Konjunktivitis

Feline Herpesvirusinfektion (FHV-1)

Ätiologie

Herpesinfektionen sind als Hauptursache feliner Konjunktivitiden zu betrachten. 551 95% der Katzenpopulation trägt das Virus in sich. Das in der Umwelt labile Virus persistiert in Ganglien infizierter Katzen und wird durch Kontakt gesunder Tiere mit Trägertieren mittels Tröpfcheninfektion übertragen. 352 Eine Übertragung findet auch durch das Muttertier auf die Welpen statt. 48,415 Eine primäre Exposition findet am häufigsten im Welpenalter mit acht bis zwölf Wochen statt, wenn maternale Antikörper keinen Schutz mehr bieten, kann allerdings auch bei älteren Tieren eine Infektion bewirken, die nie mit dem Virus in Berührung kamen. Infiziert werden Epithelien des Respirationstrakts, der Konjunktiva und in geringerem Ausmaß der Kornea. 551

 

Symptome und Diagnose

Nach der Inokulation über die Schleimhaut repliziert sich das Virus intrazellulär, was zu Zelllyse und den charakteristischen Symptomen einer Herpesviruskeratokonjunktivitis führt. Symptome wie Rhinitis und Konjunktivitis sind Folgen der Zelldestruktion, durch die es häufig zu Schleimhautulzerationen und serosanguinösem Nasen- und Augenausfluss kommt. Der Ausfluss kann bei einer zugrunde liegenden FHV-1 Erkrankung durch leukozytäre bzw. polymorphnukleäre Zellinfiltrate oder Sekundärinfektionen ebenso purulenter Natur sein. 551

Primäre FHV-1 Infektionen, die meist bei jungen Katzen auftreten, verursachen Unwohlsein, Fieber, Niesen, Nasenausfluss, Rhinitis, Husten sowie Konjunktivitis und Augenausfluss. Okulär treten außerdem für Konjunktivitiden charakteristische Symptome wie konjunktivale Hyperämie, Chemosis und Blepharospasmus auf. Nach der Konjunktiva manifestiert sich das FHV-1 Virus im Auge am zweithäufigsten in der Kornea, wo es epitheliale Ulzerationen hervorruft. Das Stroma ist nur bei Progression der Ulzera durch bakterielle Sekundärinfektion betroffen. Im Frühstadium entstehen dendritische Ulzera, die sich schnell zu geografischen Ulzera mit großflächigem Epithelverlust entwickeln. Das Virus repliziert sich in Epithelien der Bindehaut, Hornhaut und des Respirationstraktes. Dabei resultiert in schweren Fällen aus der Freilegung von kornealem Stroma und konjunktivaler Substantia propria durch Ulzerationen und der Entstehung von mukösen Exsudaten eine Adhäsion zwischen beiden, ein sogenanntes Symblepharon. Dieses führt ohne schnelles Eingreifen leicht zu permanenten Verwachsungen und zu Visuseinschränkungen. Ein Symblepharon bildet sich vordergründig bei jungen Katzen, weniger bei adulten Tieren. 551

Die Primärinfektion ist in der Regel selbstlimitierend und die Symptome verschwinden nach 10-20 Tagen, doch bleibt fast immer eine latente Infektion zurück. Herpesviren persistieren in 80% infizierter Katzen lebenslang im Ganglion trigeminale. 352

Eine Reaktivierung des Virus geschieht durch verschiedenste Stressoren oder auch nach systemischer Kortisonverabreichung und bewirkt, dass das Herpesvirus entlang sensorischer Axone zu peripheren Epithelien aufsteigt. Eine rekrudeszierende Infektion äußert sich in uni- oder bilateraler, chronisch immunologischer Konjunktivitis, Rhinitis und teils stromaler Keratitis. 352 Typisch ist eine auf einem einzelnen Auge wiederkehrende Konjunktivitis, während das andere Auge völlig normal bleibt. 551 Die Konjunktivitis kann sich durch geringgradige Hyperämie der Bindehaut zeigen, mit hochgradigen Entzündungssymptomen oder Keratokonjunktivitis sicca einhergehen. 457,549 Auch respiratorische Symptome und Unwohlsein sind möglich. 551 Symptome entstehen auch hier direkt durch Zelllyse aufgrund intrazellulärer Virusreplikation sowie indirekt durch immunpathologische Prozesse unter Beteiligung von Entzündungszellen, bleiben allerdings milder und chronischer als bei einer Primärinfektion. 352

Der sensitivste Test zur Isolierung von Virus-DNA ist eine PCR. 551 Die Probengewinnung für die PCR gelingt beispielsweise mittels Zyto-Brush. 629

Mittels PCR Test kann in einigen Fällen auch in Proben von klinisch unauffälligen Patienten FHV-1 Virus nachgewiesen werden. 68,293,346,473,554

Eine zytologische Untersuchung konjunktivalen Gewebes kann bei der Differenzierung zwischen den beiden Haupterregern feliner Konjunktivitiden, Herpesviren und Chlamydien, eine Hilfe ein. Sie zeigt bei einer FHV-1 Infektion Epithelzellen sowie neutrophile Granulozyten und bei einer Chlamydieninfektion befinden sich im zytologischen Präparat charakteristische Einschlusskörperchen. Zur Stellung einer Diagnose werden die klinische Situation, Ergebnisse der zytologischen Untersuchung sowie der PCR und das Ansprechen auf Therapieversuche differentialdiagnostisch in Frage kommender Erreger, z.B. Chlamydien, evaluiert. 551

 

Symptome einer FHV-1 Infektion- Rhinitis, Blepharpspasmus, Augenausfluss
Symptome einer FHV-Infektion
Symptome einer FHV-1 Infektion- dendritische Ulzerationen der Hornhaut
Symptome einer FHV-1 Infektion- Symblepharon

Therapie

Nicht jeder Patient mit einer FHV-1 Infektion benötigt eine Therapie. Bei vielen Katzen mit milder, transienter Konjunktivitis tritt eine spontane Remission ein. Bei okulärem Schmerz, hochgradiger Konjunktivitis oder kornealen Ulzera sollte eine spezifische antivirale Therapie erfolgen. Auch bei Katzenwelpen mit Primärinfektion und mittelgradiger Konjunktivitis oder kornealen Ulzera ist eine antivirale Therapie angezeigt. 551

Alle existierenden Medikamente wirken virostatisch auf das Herpesvirus und haben keinen Einfluss auf eine latente Infektion. Antivirale topische Medikamente wirken am Auge oftmals irritierend, systemische Medikamente haben ebenfalls Nebenwirkungen deren Toxizität die von antibakteriellen Stoffen übersteigt, weshalb der Einsatz abhängig von den klinischen Symptomen erfolgen sollte. 352

Einer älteren in vitro Studie zufolge haben die Stoffe Trifluridin, Idoxuridin, Vidarabin, Bromovinyldeoxyuridin und Acyclovir eine virostatische Wirkung auf das obligat intrazelluläre FHV- 1 Virus. Die Potenz nimmt in der Reihenfolge der genannten Agentien ab. 416 Nachfolgende Studien zeigen, dass Acyclovir bei FHV-1 eine vergleichsweise schwache Wirkung besitzt. 435 Für eine topische Therapie kann Trifluridin eingesetzt werden, welches potent wirkt jedoch häufig lokale Irritation hervorruft. Idoxuridin-Augentropfen sind ebenfalls effizient und rufen weniger okuläre Irritation hervor. Alternativ kann Ganciclovir, welches einen anderen Wirkmechanismus besitzt, eingesetzt werden, wenn die genannten Stoffe nicht den gewünschten Erfolg erzielen. 352

Besonders die topische Anwendung von Cidofovir bewirkt bei Katzen eine deutlich reduzierte Virusreplikation. Durch die vergleichsweise lange Halbwertszeit der Metabolite von Cidofovir muss es außerdem seltener appliziert werden als andere Medikamente. 502

Für die systemische Therapie des FHV-1 Virus wurde Famvir, ein Prodrug von Penciclovir, analysiert. Malik et al. 358 und Thomasy et al. 580 beschreiben signifikante klinische Verbesserung von FHV-1 infizierten Katzen unter Famcyclovirtherapie, oral drei Mal täglich in Dosierungen zwischen 40 und 90 mg/kg, mit deutlich größerer Wirkung bei höherer Dosis bezogen auf milde bis schwere okuläre und nasale Symptomatik. Fällt die Entscheidung auf Famcyclovir, muss eine längerfristige Therapie erfolgen, da die einmalige Verabreichung zu Beginn der Erkrankung nachweislich keinen Effekt hat. 340

Die zusätzliche topische Anwendung von nichtsteroidalen Antiphlogistika ist kritisch zu überdenken. Sie wird bei adulten Katzen mit chronischer Konjunktivitis empfohlen, wenn antivirale Medikamente allein keine Besserung erwirken. 551

Es gab diverse Studien dazu, ob L-Lysin gegen Symptome und Verbreitung der felinen Herpeskeratokonjunktivitis einen Vorteil bringt. Man geht davon aus, dass L-Lysin durch die kompetitive Hemmung von Arginin dessen Aufnahme durch den Virus hemmt. Da Arginin eine für das Herpesvirus essenzielle Aminosäure darstellt, wird die Bildung von Virusprotein reduziert. 551

In einer Studie von Maggs et al. 356 wurde latent infizierten Katzen einmal täglich 400 mg L-Lysin oral verabreicht. Als Ergebnis traten die Symptome später auf und weniger Virusverbreitung nach Stressoren wie Partner- oder Ortswechsel wurde beschrieben, wogegen keine Effizienz bei Unterdrückung des Immunsystems durch Kortisonapplikation zu erkennen war sowie allgemein keine nennenswerte Differenz zwischen Gruppen mit und ohne L-Lysin. Auch in vitro konnten Cave et al. 81 keinen Vorteil und keine Protektion der Zellen durch L-Lysin feststellen. Andere Studien belegten, dass kein Effekt auf die Dauer der Erkrankung erzielt wird, die Konjunktivitis betroffener Katzen unter L-Lysin jedoch milder ist. 558 Schlussfolgernd kann der Einsatz von L-Lysin nicht allein, aber gemeinsam mit antiviraler Medikation vorteilhaft sein. Die empfohlene Dosierung beträgt 500 mg zwei Mal täglich bei adulten und 250 mg bei jungen Katzen. 551

Über die antivirale Therapie hinaus bilden vor allem unterstützende Maßnahmen den wichtigsten Grundpfeiler. Dazu zählen regelmäßige Reinigung der Lidränder, pflegende Augensalben, reichliche Fütterung und Hydrierung der Katze sowie antibakterielle Therapie im Falle von kornealen Ulzerationen oder systemisch betroffenen Tieren. Da Chlamydien oder Mykoplasmen Auslöser von Sekundärinfektionen sein können, ist der Einsatz von systemisch verabreichten Tetrazyklinen sinnvoll. 352

Jede frühe Symblepharon-Adhäsion sollte so schnell wie möglich gelöst werden, um permanente Verwachsungen zu unterbinden. Die Verklebungen werden unter Lokalanästhesie mit Wattestäbchen oder geeigneten Instrumenten gelöst. Im Fall von FHV-1 bedingten kornealen Ulzera umfasst die Behandlung auch das Debridement zur Entfernung losen Epithels. 551 Grid-Keratektomie sollte jedoch bei Katzen aufgrund der Gefahr einer Sequesterbildung nicht durchgeführt werden. 317

 

Katzen können gegen feline Herpesviren geimpft werden, doch bietet die Impfung lediglich einen unvollständigen und temporären Schutz. 415

Calicivirusinfektion

Ätiologie

Das feline Calicivirus (FCV) gehört zu den einsträngigen RNA Viren, die schnellen Mutationen unterliegen und somit diverse Virusstämme und komplexe Antigenität mit sich bringen. 552 Es gilt als wichtiger, hochansteckender Infektionserreger mit hoher Prävalenz in der Katzenpopulation. 468 Besonders empfänglich sind Welpen bis zum Alter von zwei Monaten. 199 Auch in Gruppen von mindestens vier Tieren gehaltene Katzen, solche mit Freigang und aktivem Reproduktionsstatus ebenso wie unter Koinfektionen mit Mykoplasma felis leidende Tiere infizieren sich häufig. 37

FCV wird dem URTD (upper respiratory tract disease) – Komplex zugeordnet. 18,71,255,267 Dazu gehören auch das Feline-Herpesvirus-1, Chlamydophila felis, Mycoplasma felis und Bordetella bronchiseptica. 18,46,71,176,180,238,247,366,369

Die Erreger des URTD-Komplexes verursachen häufig selbstlimitierende, akute, orale und respiratorische Symptome, Lahmheiten oder virulente systemische Erkrankungen. Die Verbreitung des Virus geschieht durch die Ausscheidung virushaltiger oropharyngealer Sekrete bis 30 Tage nach der Infektion und Aufnahme über orale, nasale oder konjunktivaler Schleimhaut. Genesene Katzen, die auch nach diesem Zeitraum, in seltenen Fällen lebenslang, weiter Viren verbreiten, werden als Carrier bezeichnet. 468 Chronisch infizierte Tiere tragen den Erreger in den Tonsillarkrypten im Oropharynx. 345 In den meisten Fällen kann das Virus jedoch spontan eliminiert werden. 468

 

Symptome und Diagnose

Caliciviren rufen respiratorische Symptome, orale Ulzera sowie Polyarthritis hervor. 35,267,292,431 Sie können auch Konjunktivitiden verursachen, wobei ihre Pathogenität dabei wesentlich geringer ist als die des FHV-1. 292,345

Berger et al. 37 zählen Nasen- und Augenausfluss, Konjunktivitis, orale und linguale Ulzera, chronische Stomatitis und Gingivitis im Bereich der Molaren, Niesen, Pneumonie, intermittierende Lahmheit, außerdem Fieber, kutane Ödeme und kutane Ulzerationen am Kopf und an den Gliedmaßen zu den FCV assoziierten Symptomen.

Entgegen bisheriger Studien kommen respiratorische, dem URTD zugehörige Symptome wesentlich seltener vor als orale bzw. linguale Ulzera, Stomatitis und Gingivitis. 46,71,255,604

Virulente systemische Infektionen mit fatalem Verlauf wurden in Nordamerika 444,517 und Europa 111,482,519 beobachtet. Sie gingen mit variablen Symptomen einher, unter anderem hochgradige respiratorische Symptome mit Dyspnoe und Pneumonie, Ulzera im Maul sowie an den Ballen, Kopfödemen, Fieber, Enteritis, Ikterus und Gerinnungsstörungen. 519 Bei derart schweren Verläufen können außerdem Leberzellnekrose, disseminierte intravasale Coagulopathie und damit einhergehend labordiagnostische Veränderungen wie Anämie, Thrombozytopenie, Bilirubinämie, Hypoproteinämie beobachtet werden. 518

Das feline Calicivirus ist als RNA Virus extrem veränderlich, weshalb variierende Symptome erwartet werden müssen. 552

Anhand der vorliegenden Klinik kann die Diagnose erschlossen werden. 467 Zur Bestätigung wird eine RT-PCR durchgeführt, die schnell, günstig und sensitiver ist als Virusisolierung oder ELISA. 68,473,481,554,555,569 Tupferproben werden von der nasalen Schleimhaut nach Entfernung mukösen Sekrets aus dem anterioren Teil der Nares gewonnen, oral von der kaudalen oropharyngealen Schleimhaut ohne die Zunge zu berühren, von der Zungenspitze und vom ventralen Fornix der konjunktivalen Schleimhaut. 520 Für die okuläre Probengewinnung ist die Entnahme der Probe vor der Anwendung diagnostischer Medikamente wie beispielsweise Fluorescein entscheidend. 37 Die höchste Detektionsrate beschrieben Schulz et al. 520 für Proben von Oropharynx und Zunge, weshalb diese als präferierte Lokationen gewählt werden sollten. Stiles 552 empfiehlt Tupferproben von Auge und Oropharynx. Proben von verschiedenen Orten steigern die Chance der Identifizierung von Koinfektionen mit anderen Erregern des URTD-Komplexes. 520 Aufgrund der hohen genetischen Variabilität des Virus besteht die Möglichkeit fehlerhafter PCR-Ergebnisse durch Bindungsfehler zwischen Primer und Patientenprobe. 37,110,469

 

Therapie

Da es sich um ein RNA-Virus handelt, sind gängige antivirale Therapeutika unwirksam, jedoch kommt es meist zur spontanen Remission. 551 Wichtig sind sorgfältige Pflege, Reinigung und Entfernung von Augenausfluss. Entstehen Erosionen des konjunktivalen Epithels, steigt die Anfälligkeit für bakterielle Sekundärinfektionen, welche mit einer topischen Antibiotikumtherapie vorgebeugt werden können. Antiinflammatorische Medikamente wirken dabei unterstützend. 552

Verabreichung einer systemischen Breitspektrumantibiose ist indiziert, sobald hochgradige orale oder respiratorische Symptome auftreten, um Komplikationen durch Sekundärinfektionen entgegen zu wirken. 552 Die Therapie mit Immunseren von FCV Antiseren (Feliserin PRC) ist zusätzlich sinnvoll. Gerinnungsstörungen können mit Heparin und „Fresh Frozen Plasma“ behandelt werden. 518

Smith et al. 536 stellten heraus, dass die parenterale Anwendung virus-spezifischer antiviraler Phosphorodiamidate Morpholino Oligomere bei Ausbrüchen virulenter Infektionen bei Welpen die Virusverbreitung eindämmen und klinische Besserung beschleunigen können. Eine Studie zeigte die Wirksamkeit von felinem Interferonomega gegen einzelne Virusstämme von Feldisolaten des Felinen Calicivirus in der Zellkultur. Beide Wirkstoffe sind bisher nicht für den klinischen Einsatz zugelassen und müssen durch weitere Studien evaluiert werden. 518

Impfungen bieten einen effektiven Schutz vor dem Ausbruch des virulenten Verlaufs, jedoch keine Immunität. 49,432 Immer neue virulente Stämme erfordern die stete Verbesserung der Kreuzprotektion durch Vakzine. 552

Um die Wahrscheinlichkeit einer FCV Infektion um 50% zu senken, genügen allerdings bereits eine primäre Immunisierung und Grundimmunisierung mit Vakzinen. 37

 

Chlamydophila felis-Infektion

 Ätiologie

Chlamydien verursachen bei Katzen häufig Infektionen, die sich als Konjunktivitiden 84,85,268,286,529,563,630, durch respiratorische 268,286 oder gastrointestinale Symptome 186,244,423 zeigen. Gemeinsam mit dem felinen Herpesvirus ist Chlamydophila felis die häufigste infektiöse Ursache für die Konjunktivitis bei Katzen. 352 Die Übertragung des Erregers geschieht über Aerosole oder Kontakt mit Trägertieren. 246,433,511,529 Sie findet auch auf den Menschen statt, da es sich um eine Zoonose handelt. 246,433,511,529

 

Symptome und Diagnose

Nach einer ersten Infektion äußert sich die Chlamydiose gewöhnlich in milder Rhinitis, Fieber und submandibulärer Lymphadenopathie. 352 ebenso wie Konjunktivitis mit seröser Epiphora, Blepharospasmus, akuter Hyperämie und meist hochgradige Chemosis. Die Konjunktivitis mag zuerst unilateral auftreten, geht jedoch in der Regel innerhalb von Tagen auf das zweite Auge über. 551 Auf zytologischer Ebene findet eine Zelllyse durch die Freisetzung von Elementarkörperchen statt. 637

Bleibt die Chlamydieninfektion unbehandelt, leidet die Katze unter chronischer membranöser oder follikulärer Konjunktivitis und kann sich zum latenten Träger entwickeln. 352 Asymptomatische Träger sind maßgeblich an der Verbreitung des Erregers beteiligt. 560 Aus den Informationen der klinischen Symptome und sorgfältigen anamnestischen Erfragung der Exposition und Krankheitsgeschichte einer Katze kann in Verbindung mit dem Erregernachweis eine Diagnose gestellt werden. Sensible Nachweismethoden sind die PCR oder der zytologische Nachweis charakteristischer intrazytoplasmatischer Einschlusskörperchen. 352 Die Einschlusskörperchen sind in den Konjunktivazellen ab dem dritten Tag nach der Inokulation in der Wright’s Färbung sichtbar, verschwinden jedoch innerhalb der folgenden zwei Wochen. Die zytologische Diagnostik ist demnach allein nicht zuverlässig. 560

 

Therapie

Chlamydieninfektionen werden durch topische, systemische oder kombinierte Antibiotikatherapie bekämpft. Sie sind sensibel gegenüber Tetrazyklinen, Erythromycin, Rifampin und Fluorchinolonen. 287,545 Liegt ausschließlich eine Konjunktivitis vor, ist eine topische Applikation einer tetrazyklinhaltigen Augensalbe vier Mal täglich für ein bis zwei Wochen ausreichend. 423 Wird eine systemische Therapie angestrebt, um auch respiratorische und gastrointestinale Besiedlung zu eliminieren, ist das Mittel der Wahl hierfür Doxycyclin, welches mit einer Dosis von 5 mg/kg über einen Zeitraum von drei Wochen zwei Mal täglich verabreicht wird. Ab dem dritten Therapietag ist eine Besserung zu erwarten. 570 Um potentiellen Nebenwirkungen oral verabreichten Doxycyclins wie Ösophagitis oder ösophagealen Strikturen vorzubeugen, sollten die Tabletten als Suspension gegeben werden oder nach der Medikamenteneingabe beispielsweise ein Wasserbolus verabreicht werden. 567

Katzen, die besonders hohen Infektionsrisiken ausgesetzt sind, können gegen Chlamydophila felis geimpft werden. Ein Lebendimpfstoff gewährleistet den besten Schutz. 308,393,530,631 Er kann allerdings mit Nebenwirkungen wie Fieber, Lethargie, Anorexie, und in seltenen Fällen auch 7-21 Tage nach der Impfung auftretender Lahmheit assoziiert sein. 567

Abbildung:

Symptomverteilung Katzenschnupfenkomplex:

FHV-1                                         Calicivirus                                 Chlamydophila

reduziertes Allgemeinbefinden/Anorexie                                                  

Nasenausfluss                                                              Nasenausfluss                 

Niesen                                                                                                    Niesen

Augenausfluss                                                                            Augenausfluss

K        o         n          j           u          n          k          t           i           v            i           t           i     s

konjunktivale Hyperämie                                                                 konjunktivale Chemosis

Keratitis

                                                   Orale Ulzerationen/

                                                   Ptyalismus

 

Mykoplasmose

Ätiologie

Mykoplasmen sind Prokaryoten und kommensale Bewohner muköser Schleimhäute bei Säugetieren. Es sind mehr als 100 Mycoplasmenarten bekannt. 331

Die Gattungen M. felis, gatae und aginini können sowohl bei gesunden als auch bei erkrankten Katzen nachgewiesen werden. 189,575,576 Am häufigsten wird M. felis bei kranken Katzen nachgewiesen. 227,347,531 M. gatae und arginini kommen insgesamt seltener und vordergründig bei gesunden Katzen vor. 262,574

Die Rolle von Mykoplasmen als primäre Krankheitserreger für Konjunktivitis oder respiratorischer Erkrankungen ist nach wie vor stark umstritten. 73,215,227,568,573

Mykoplasmen verursachen okuläre Sekundärinfektionen. 331 Für diese sind FHV-1 513,514 oder Chlamydophila felis oftmals wegbereitend. Experimentell sind vorallem Welpen empfänglich, ein unreifes oder geschwächtes Immunsystem ist demnach eine Voraussetzung für die Pathogenität. Mykoplasmen, die den oberen Respirationstrakt besiedeln, können bei primärer Infektion der Lunge durch andere Erreger zu bedeutenden Pathogenen werden. Sie konnten aus Lungengewebe von pneumoniekranken Katzen isoliert werden. 551 Auch primäre Mykoplasmeninfektionen der unteren Atemwege sind beschrieben. 331

Ein hauptsächlicher Risikofaktor für eine Infektion ist mangelnde Hygiene und Haltung mehrerer Katzen in einem Haushalt. 248

 

Symptome und Diagnose

Klinisch sind Konjunktivitis, seröser bis mukopurulenter Augenausfluss sowie teils Nasenausfluss und hochgradige Chemosis zu verzeichnen. 352

Zur Diagnostik kann eine Kultur auf einem speziellen Medium oder eine zytologische Untersuchung mit Darstellung charakteristischer, intrazytoplasmatischer, kokkoider Einschlusskörperchen herangezogen werden. 551 Als Färbung eignet sich die Romanowsky-Färbung. 181,263,289 Die Gram-Färbung ist nicht sinnvoll, da Mykoplasmen keine Zellwand besitzen. 331 Für M. felis wurde eine höchst sensitive und spezifische PCR entwickelt. 87

 

Therapie

Mykoplasmeninfektionen werden mit Antibiotika behandelt. Wichtig ist, auch potenzielle Primärerkrankungen zu erkennen und zu therapieren. Nicht jeder Nachweis von Mykoplasmen rechtfertigt eine antibiotische Therapie, da sie zur physiologischen Flora gehören. Aufgrund der fehlenden Zellwand sind Beta-Laktame nicht wirksam. 331 Mykoplasmen sind sensibel auf Tetrazykline, Doxycyclin oder Erythromycin. 551 Liegt eine systemische Mischinfektion mit Chlamydophila felis vor, können sowohl Mykoplasmen als auch Chlamydien mithilfe von 5 mg/kg (q 12 h) Doxycyclin eliminiert werden. 249 Für Infektionen der Atemwege wird eine Therapiedauer von vier Wochen angeraten. 331