Antihypertensive Medikamente – Glaukomtherapie
Carboanhydrase-Hemmer
Carbonische Anhydrase kommt im Ziliarkörper vor und ist teilweise verantwortlich für die Kammerwasserproduktion. Wird das Enzym gehemmt, kann die Produktion bis zu 50% sistieren und der intraokuläre Druck dadurch gesenkt werden. 51
Da sich im renalen tubulären System ebenfalls Carbonische Anhydrase befindet, kommt es bei systemischer Verabreichung zu Diurese, Kaliumverlust und Symptomen des Gastrointestinaltrakts sowie der Haut. Katzen sind von den Nebenwirkungen systemischer Verabreichung stärker betroffen als Hunde. 32 Aufgrund von häufig auftretendem Erbrechen, Apathie und Anorexie wird eine systemische Anwendung bei Katzen nicht in jedem Fall empfohlen. 9
Auf systemischer Ebene kann beispielsweise Methazolamid mit einer Dosierung von zwei bis drei Mal täglich 2-5 mg/kg verordnet werden. 51
Bei topischem Einsatz werden drei Mal täglich Augentropfen mit dem Wirkstoff Dorzolamid 2% oder Brinzolamid 1% verabreicht, hier sind keine Nebenwirkungen bekannt. Damit ist das Medikament für akute und Langzeittherapie von Glaukomen geeignet. Studien weisen bei der Applikation von Dorzolamid zwei bis drei Mal täglich eine effektive Senkung des intraokulären Druckes sowohl bei gesunden 78 als auch bei an Glaukom erkrankten Katzen 9 nach. 23,91 Produkte, die den Wirkstoff Brinzolamid enthalten, rufen bei zweimaliger Applikation am Tag keine Drucksenkung bei normalen Katzen hervor 30, jedoch eine signifikante Wirkung bei erkrankten Katzen und einer Applikation drei Mal täglich 59. Topische Carbonanhydrase-Hemmer werden aufgrund von sicherer Anwendung vor systemisch verabreichten Präparaten präferiert. 60
Hyperosmolare Agentien
Mannitol
Mannitol ist ein pflanzlicher, nicht metabolisierbarer Zucker, der systemisch verabreicht zu osmotischer Diurese und Hyperosmolarität des Blutes führt. So wird der direkte Transport von Wasser aus dem Glaskörper in das Blut gefördert und der Kammerwasserabfluss indirekt durch Öffnung des iridokornealen Winkels durch Posteriorverlagerung der Linse erreicht und schließlich nach 30-60 Minuten der intraokuläre Druck für fünf bis sechs Stunden gesenkt. Um einen Effekt zu erzielen, muss eine gewisse Wasserrestriktion eingehalten werden. 51
Bei einem akuten Glaukom kann 1 bis 2 g/kg Mannitol (20-25%ige Lösung) über etwa zwanzig Minuten intravenös infundiert werden. 22 Limitationen sind, dass nur eine kurzfristige Therapie möglich ist und Nieren- sowie Herzinsuffizienz eine Kontraindikation für den Gebrauch von Mannitol darstellen. 51
Topisch kann Mannitol oder ebenso Hyperosmolare NaCl 5% bei Korneaödem, bullöser Keratopathie, Endothelialer Dysfunktion oder oberflächlichen Korneaerosionen zum Einsatz kommen. 51
Glycerol
Glycerol kann, anders als Mannitol, oral verabreicht werden und mit einer Dosierung von 0,1-0,6 ml/kg vier bis sechs Mal täglich als kurzfristiges Therapeutikum bei akutem Glaukom dienen. 93
Beta-Blocker
Zur Verfügung stehen Medikamente zur topischen Anwendung mit den Wirkstoffen Timolol und Betaxolol. 111 Timolol ist ein nicht selektiver Beta-Blocker, welcher die Kammerwasserproduktion senkt. 46 Die Applikation von Timololmaleat 0,5% einmal täglich führt zu einer geringen, jedoch nicht zu einer signifikanten Senkung des intraokulären Druckes bei gesunden und an primärem kongenitalen Glaukom erkrankten Katzen. 38 Betaxolol blockiert selektiv Beta-1 Rezeptoren. Bei Katzen kommen jedoch primär Beta-2 Rezeptoren im anterioren Augensegment vor, weshalb Betaxolol keine adäquate Wirkung zeigt. 18 Eine weitere Limitation in der Anwendung von Beta-Blockern ist der reduzierte Sympathikotonus während des Schlafens, welcher zu einer reduzierten Wirksamkeit führt. Da der intraokuläre Druck bei Katzen nachts am höchsten ist, schränkt dies die Effizienz des Wirkstoffs weiter ein. 60
Die Kombination von Carboanhydrase-Hemmern (CAI) mit Beta-Blockern bringt keine zusätzliche Senkung des IOP gegenüber der alleinigen Anwendung von CAIs. 23 Die moderat drucksenkende Wirkung der Beta-Blocker wird begleitet von Nebenwirkungen wie Bronchokonstriktion, Bradykardie und starker Miosis. Daraus ergeben sich Kontraindikationen wie unter anderem felines Asthma, kardiovaskuläre Vorerkrankungen, Uveitis sowie ein Glaukom infolge von pupillarer Blockade. Auch bei gesunden Katzen sollte die Herzfrequenz bei Anwendung eines Beta-Blockers überwacht werden. 60
Alpha-2-Agonisten
Epinephrin ist ein unspezifischer Agonist, welcher bei zweimaliger Applikation pro Tag zur Senkung des intraokulären Drucks um 27% durch Reduktion der Kammerwasserproduktion und Steigerung des Ausflusses beiträgt. 109 Zusätzlich tritt milde Mydriasis auf. Sollte eine Uveitis vorliegen wird sie durch die Anwendung von Epinephrin nicht beeinflusst. 60
Apraclonidin ist ein Alpha-2 selektiver Agonist, welcher den intraokulären Druck gesunder Katzen nachweislich senkt 64, jedoch mit systemischen Nebenwirkungen verbunden ist. Aufgrund von der Vielzahl systemischer Nebenwirkungen wie Bradykardie und Erbrechen wird die Anwendung von Alpha-2-Agonisten zur Glaukomtherapie nicht empfohlen. 60,98
Parasympathomimetika
Cholinergika senken den IOP durch Verstärkung des Kammerwasserabflusses infolge einer Miosis. Das direkt wirkende Parasympathomimetikum Pilocarpin ruft topisch eine schwankende und höchstens moderate Drucksenkung sowie Miosis in beiden Augen hervor. 20
Bei Hunden wurde außerdem eine Destabilisierung der Blut-Augen-Schranke beschrieben. 39 Pilocarpin ist deshalb auch bei Katzen kontraindiziert bei Patienten mit pupillarer Blockage und Uveitis.60
Empfohlen wird die Anwendung in Fällen von primärem Weitwinkelglaukom. 55
Prostaglandinanaloga
Erhältliche Prostaglandinanaloga sind Latanoprost, Travoprost und Bimatoprost. Keiner der Stoffe wirkt signifikant drucksenkend bei gesunden Katzen. 4,79,100 Dies ist der Tatsache verschuldet, dass im Ziliarkörper der Katze die Prostanoid-Rezeptoren D sowie E vorkommen und die Entspannung des Ziliarmuskels bewirken. Die durch benannte Prostaglandinanaloga angesprochenen Prostanoid F Rezeptoren fehlen im felinen Ziliarkörper. 8,16
Prostaglandinanaloga rufen eine intensive Miosis hervor. 79,100 Sie sind deshalb kontraindiziert bei Uveitis aufgrund von einem hohen Risiko der Synechiebildung und pupillarer Blockade. 60
Bei Katzen mit einem hereditären kongenitalen Glaukom wurde nach einmaliger Applikation von Latanoprost 0,005% ein deutlicher Abfall des IOP festgestellt. Eine Langzeittherapie mit zweimaliger Anwendung am Tag reduzierte jedoch den Effekt. 38
Die Senkung des intraokulären Drucks durch die Applikation von Latanoprost bei Katzen mit Glaukom hängt mutmaßlich mit einer Veränderung der Morphologie des anterioren Augensegments zusammen, wodurch der Ziliarspalt geweitet wird. 20
Wie sinnvoll der Einsatz von Prostaglandinanaloga zur Glaukombehandlung der Katze ist, bleibt fraglich. 51