Augapfel (Bulbus)
Der Bulbus ist dreischichtig aufgebaut. Die äußere, fibröse Schicht gibt dem Auge seine Form und wird weiter unterschieden in die Kornea (Hornhaut) und Sklera (Lederhaut). Die Transparenz der Kornea ermöglicht den Durchtritt von Licht und ihre gebogene Form richtet die eintreffenden Lichtstrahlen entlang der Sehachse aus. Die mittlere Schicht bildet die stark pigmentierte und vaskularisierte Uvea, die in das Choroid (Aderhaut), den Ziliarkörper (Strahlenkörper) sowie die Iris (Regenbogenhaut) unterteilt ist. Ihre Funktion ist die Reflektion und Streuung des Lichts und die nutritive Versorgung okulärer Strukturen sowie der Abtransport metabolisierter Stoffe. Innen liegt die nervale Schicht des Auges, bestehend aus der Retina (Netzhaut) und dem Nervus opticus (Sehnerv). 87
Die drei beschriebenen Schichten umhüllen die transparenten Medien des Auges, Aquor humosus (Kammerwasser), Linse und Vitreus (Glaskörper), welche gemeinsam die Transmission und Refraktion des Lichts zur Retina ermöglichen und durch das Ausfüllen des Bulbus den intraokulären Druck und die Form des Auges erhalten. 87
Beim Fleischfresser hat der Bulbus nahezu die Gestalt einer Kugel. Hierbei ist das vordere Augensegment etwas stärker gekrümmt als das Hintere. Verglichen mit anderen Haussäugetieren besitzt die Katze mit durchschnittlich zwei Zentimetern den in Relation zum Kopf größten Augapfel. 44
Äußere Augenhaut
Hornhaut (Kornea)
Die Hornhaut ist transparent, avaskulär und durch ihre Krümmung an der Lichtbrechung beteiligt (40 bis 42 Dioptrien). 87 Sie ist vor der Linse die stärkste lichtbrechende Oberfläche des Auges, ermöglicht durch ihren Krümmungsradius und den abweichenden refraktären Index des angrenzenden Mediums Luft. 61
Die anatomische Besonderheit der Transparenz wird erreicht durch nicht-keratinisiertes Oberflächenepithel ohne Gefäße oder Pigment und die spezielle Größe und Anordnung stromaler Kollagenfibrillen. 87 Die geringe Zelldichte des Hornhautgewebes und die aktive Aufrechterhaltung einer Dehydratation des Stromas tragen außerdem dazu bei. 49
Aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften ist die Kornea für ihre metabolische Versorgung und Reinigung abhängig von Tränenfilm und Kammerwasser. Augenlider und Nickhaut sorgen für ausreichenden Schutz vor externen Noxen. Sensorische Nervenfasern und Schmerzrezeptoren sorgen für Sensitivität und schützen die Hornhaut zusätzlich. 87 Innerviert wird die Kornea durch die langen Ziliarnerven. 57
Die Kornea verändert in den ersten ein bis zwei Lebensjahren ihre Wölbung und Dicke. 65 Zentral misst die Kornea bei neun Wochen alten Katzenwelpen 0,38 mm und bei ausgewachsenen Katzen mit 67 Wochen 0,57 mm. 87
Verschiedene Studien untersuchten die korneale Sensitivität in mesocephalen Rassen wie Europäisch-Kurzhaar und brachycephalen Rassen wie dem Perser. 10,108 Dabei zeigte sich eine reduzierte korneale Sensitivität bei brachycephalen Katzen. 10 Auch die Dichte der Nervenfasern in der Kornea ist bei Persern geringer als bei Europäisch Kurzhaar-Katzen. 36
Bei Katzen kommen vergleichsweise wenige kommensale konjunktivale und korneale Bakterien vor. 14,25,90 Zur physiologischen Flora gehören Staphylococcus epidermidis und Mykoplasma spp. 96 Die feline Kornea kann klinisch völlig normal erscheinen und trotzdem pathogene Mikroorganismen beherbergen. Feline Herpesviren (FHV-1) können in der Hälfte der Katzen mit gesunder Kornea durch PCR nachgewiesen werden. 97,104 Auch felines Leukämie-Virus (FeLV) kommt vor. 35
In der Konsequenz sind Korneatransplantate kritisch zu überdenken. 96
Die Hornhaut besteht aus vier bis fünf Schichten (von außen nach innen): dem Epithel, der selten ausgebildeten Bowman-Membran, dem Stroma, der Descemetschen Membran und dem Endothel. 87
- Epithel
Das Hornhautepithel ist ein 25–40 μm dickes, nicht- keratinisiertes Plattenepithel. 87 Es besitzt fünf bis sieben Zellschichten. Anterior sitzen Mikrovilli auf dem Epithel, die an der tiefen Muzinschicht des Tränenfilms haften. 49
Die Epithelzellen besitzen eine gute Regenerationsfähigkeit. 87 Die Zellerneuerung der Basalzellen dauert etwa sieben Tage, bei Verletzung der Basalmembran kann der Prozess Wochen oder Monate in Anspruch nehmen, bis die Basalmembran vollständig wiederhergestellt ist. 27,37
Die epithelialen Stammzellen sitzen am korneoskleralen Limbus und sind ständig in Mitose, sodass die vorhandenen Basalzellen nach innen verdrängt werden. Reifung und Regeneration des Korneaepithels schreitet in der Folge von peripher nach zentral und von tief nach oberflächlich voran. 49
- Stroma
Das Stroma, die Substantia propria der Hornhaut, macht 90% ihrer Dicke aus und ist zusammengesetzt aus transparenten Bindegewebslamellen, die präzise in Lagen und Ebenen organisiert sind. Die Lamellen bestehen aus parallel liegenden Bündeln von Kollagenfibrillen, die durch unterschiedliche Proteoglykane organisiert und geformt werden und überspannen den kompletten Korneadurchmesser. Die Lamellen selbst liegen nicht parallel, sondern in verschiedenste Richtungen. 87 Wird die Anordnung gestört, beispielsweise durch Wundheilung, kann Narbengewebe entstehen und die korneale Transparenz geht an der betroffenen Stelle verloren. 49
- Descemet´sche Membran
Die Descemet´sche Membran liegt zwischen Stroma und Endothel und kann als Basalmembran des Endothels verstanden werden. 49 Es handelt sich um eine homogene, azelluläre Membran, die eine innere Begrenzung der Kornea darstellt. 87
Die Descemetsche Membran ist elastisch, kann jedoch durch verschiedene Pathologien, beispielsweise bei Buphthalmus infolge eines Glaukoms, beschädigt werden, sodass klinisch sichtbare Risse, sogenannte Haab‘sche Striae, entstehen. Das Endothel produziert lebenslang neue Zellen und verursacht eine Dickenzunahme der Descemetsche Membran im Alter. 49
- Endothel
Das Korneaendothel ist eine einschichtige Membran zwischen Descemetscher Membran und vorderer Augenkammer, die maßgeblich zur Aufrechterhaltung der kornealen Transparenz beiträgt. 49
ATP abhängige Na+-K+-Pumpen sorgen für Wasserausstrom aus dem Stoma in die vordere Augenkammer. Außerdem besitzen benachbarte Endothelzellen „tight junctions“, die eine Barriere zur vorderen Augenkammer erzeugen. Fallen die Pumpen aus, kommt es zum raschen Wassereinstrom in das stark hydrophile Stroma. Auch das Korneaepithel ist an der Dehydratation beteiligt. So wird eine Entwässerung des Stromas auf einen vergleichsweise geringen Wassergehalt von 75 bis 85% erreicht. 87
Die Zellen des Korneaendothels sind beim adulten Tier postmitotisch und haben nur geringe Replikationskapazitäten. 49 Sie unterlaufen vordergründig beim immaturen Tier aktive Mitose. 17,41,47,73,107
Nachträglich reagieren Endothelzellen auf Strukturverlust nicht durch aktive Teilung, sondern vergrößern sich und migrieren, um ein funktionelles einschichtiges Epithel zu erhalten. 33,106 Wird dies nicht erreicht, entsteht ein fokales Korneaödem, welches progressiv sein kann und teils die Kornea massiv in ihrer Funktion beeinträchtigt. Bei Katzen tritt ein stromales Ödem auf, sobald die Zelldichte des Endothels 40 bis 45 % unter der Norm liegt. 42
Lederhaut (Sklera)
Die Sklera bildet gemeinsam mit der Kornea die fibröse Hülle des Auges und beginnt an der Korneoskleralfalz, dem Limbus. 87 Sie besteht aus der peripheren Episklera, dem skleralen Stroma und der Lamina fusca. 49
Die dünne, stark vaskularisierte Episklera bildet die äußere Begrenzung des skleralen Stromas und ist im Bereich des Limbus, der bulbären Konjunktiva und der Ansätze der extraokulären Muskeln am ausgeprägtesten entwickelt. Hier ist sie mit der Tenon-Kapsel verbunden. 87
Außen entlang des Stromas verläuft ein intraskleraler Plexus, ein venöses Netzwerk, welches Kammerwasser aus dem iridokornealen Winkel aufnimmt und zum choroidalen Venensystem leitet. 49 Das Stroma bildet eine dichte Bindegewebshülle aus irregulär angeordneten elastischen Fasern, Fibrozyten, Kollagenfasern sowie einzelnen Melanozyten, ist stärker hydriert als die Kornea und vaskularisiert. 87
Die Übergangszone zwischen Sklera und Choroidea bzw. Ziliarkörper wird als Lamina fusca bezeichnet. 49 Sie ist braun pigmentiert aufgrund des anheftenden suprachoroidalen Pigments. 87
Ohne die speziellen Eigenschaften der Kornea verliert das sklerale Gewebe seine Transparenz. 49 Jedoch hält die Sklera durch ihre Beschaffenheit dem intraokulären Druck stand und ermöglicht diversen Blutgefäßen und Nerven den Durchtritt. 87
Am posterioren Pol liegt die siebähnliche Pforte des N. optikus, die Lamina cribrosa. Steigt bei einem Glaukom der intraokuläre Druck an, verengen sich die Durchtrittsstellen und der axoplasmatische Fluss der Nervenfasern des Sehnerven wird beeinträchtigt. Dies trägt zur Degeneration des Sehnerven bei. 49
Die wichtigsten Strukturen, die die Sklera durchqueren, sind neben dem Sehnerven die langen du kurzen Ziliarnerven, lange posteriore Ziliararterien, Vortexvenen sowie anteriore Ziliargefäße. 87
Mittlere Augenhaut (Uvea)
Die Uvea ist zusammengesetzt aus Choroidea und Ziliarkörper, die der Sklera innen anliegen, sowie der Iris, die von anterioren Anteilen des Ziliarkörpers ausgeht und in das Augeninnere reicht. Iris und Ziliarkörper werden der anterioren Uvea zugerechnet, die Choroidea wird als posteriore Uvea bezeichnet. 87
Iris
Die Iris bedeckt die anteriore Linsenfläche und teilt den vorderen Augenabschnitt in die vordere und hintere Augenkammer. Die zentrale Öffnung der Iris, die Pupille, ist bei der Hauskatze und dem Luchs vertikal spaltförmig, während Großkatzen eine runde Pupille wie der Hund besitzen. 87 Man geht davon aus, dass die schlitzförmige Pupillenform lichtempfindlicher ist als die runde Form. 75
Die Iris wird eingeteilt in die Pupillarregion und die Ziliarregion, die durch die Iriskrause (Colarette) voneinander abgegrenzt sind. 87 In der peripheren Ziliarregion formen Äste der langen posterioren Ziliararterien einen unvollständigen arteriellen Kreis. 2,83 Aus dem arteriellen Hauptkreislauf, einem nicht geschlossenen Ring, entspringen zahlreiche kleine, radiäre Arterien, die in einem Kapillarbett nahe dem Pupillarrand münden. 87 Der venöse Abfluss geschieht durch gewundene, strahlenförmige Gefäße, zu choroidalen Venen und den Vortexvenen. 2,80,105
Die Aufgabe der Iris ist die Regulierung der in das posteriore Segment einfallenden Lichtmenge durch die Pupille. Die Kontraktion der Pupille vermindert die Menge des einfallenden Lichtes und bedeckt gleichzeitig die Peripherie des lichtbrechenden Systems. So werden sphärische und chromatische Abberationen der Linse ausgeblendet. Bei dunkler Umgebung weitet sich die Pupille, sodass es zur maximalen Stimulation der Photorezeptoren, vor allem der Stäbchen, kommt. 87
Die Iriskonstriktion erfolgt durch den Sphinkter, ein dünnes Muskelband glatter Muskulatur nahe des Pupillarrandes. Der Muskel wird vordergründig parasympathisch innerviert. Der glatte Irisdilatator erstreckt sich flächig zwischen dem Irissphinkter und der Irisperipherie. Er wird sympathisch innerviert. 87
Die Färbung der Iris ist abhängig von der Menge des vorkommenden Pigments im Irisstroma, der Art des Pigments und dem Gefäßreichtum. Die Farbe variiert zwischen dunkelbraun, goldbraun, golden, blau und grün. 87
Ziliarkörper
Der Ziliarkörper liegt zwischen Iris und Choroidea. Er ist triangulär und zusammengesetzt aus der anterioren Pars plicata und der posterioren Pars plana. 87
Die Pars plicata ist mit Ziliarfortsätzen bedeckt. Bei Carnivoren sind die Fortsätze dünn, schmal und haben abgerundete Spitzen, die mit den Zonulafasern der Linse in Verbindung stehen. Die Zonulafasern fixieren die Linse am Ziliarkörper und seiner Muskulatur, um die Akkommodation zu ermöglichen. Indem die glatten Muskeln eine Vor- und Einwärtsbewegung der Ziliarfortsätze bewirken, erschlaffen die Zonulafasern der Linse und verändern ihre Form sowie Refraktionskraft. 87
Die Ziliarfortsätze bestehen aus einem inneren Stroma, Blutgefäßen und sind bedeckt von einem doppellagigen Epithel. Die äußere Lage ist pigmentiert und die innere Lage unpigmentiert. Die Zellen des unpigmentierten Epithels besitzen interzelluläre Desmosomen, Gap Junctions und Zonulae. Das Epithel liegt den Gefäßen an und gemeinsam bilden Epithel und Gefäß die Blut-Augen-Schranke. Außerdem wird davon ausgegangen, dass hier auch die Kammerwasser (Aquor humosus) stattfindet. Das Kammerwasser ist der primäre Nährstoff für die refraktären Medien des Auges, die Kornea und die Linse. Mit dem Kammerwasser werden auch Abfallprodukte über das Drainagesystem des iridokornealen Winkels abtransportiert. Der Kammerwinkel oder iridokorneale Winkel ist der vorderste Abschnitt des Ziliarkörpers, zusammengesetzt aus der korneoskleralen Schicht, der Iriswurzel und dem zilioskleralen Sinus des Ziliarkörpers selbst. Der Kammerwinkel wird überspannt vom Ligamentum pectinatum und dem darunter liegenden trabekulären Netzwerk. 87 Die Stränge des Ligamentum pectinatum die den anterioren Teil des Kammerwinkels überspannen, sind bei der Katze fein und relativ vereinzelt. 60 Gonioskopisch sind im normalen felinen Kammerwinkel Anteile des Ligamentum pectinatum als lange, schlanke, leicht verzweigte, wie die Iris gefärbte Strukturen sichtbar und das trabekuläre Netzwerk erscheint pigmentiert. 98
Unter dem Netzwerk liegen die Ausflusskanäle des Kammerwassers, welche in den intraskleralen Venenplexus und dann in die Vortexvenen münden. Das Kammerwasser bewegt sich von der hinteren Augenkammer, durch die Pupille in den Kammerwinkel, wo es drainiert und abtransportiert wird. Dies wird als uveosklerale Route bezeichnet. 87
Das Gleichgewicht zwischen ständiger Aquorproduktion- und Drainage erhält den intraokulären Druck (IOP) aufrecht, der die Gestalt des Bulbus gewährleistet und den dichten Kontakt zwischen Retina und Choroidea erhält. 87
Die Pars plana ist der posteriore Teil des Ziliarkörpers, der sich flach von den Ziliarfortsätzen bis zur Retinagrenze erstreckt. Wie alle Anteile des Ziliarkörpers ist die Pars plana pigmentiert. Auch hier setzen Ziliarfortsätze an. 87
Choroidea
Die posteriore Uvea, die Choroidea, besteht vordergründig aus Blutgefäßen und pigmentiertem, stabilisierendem Bindegewebe. 87 Das choroidale Stroma ist reich an Melanozyten, die der Retina einen dunklen optischen Hintergrund geben und so Lichtstreuung vermindern. Die innere Kapillarschicht bildet eine reflektive Schicht, das Tapetum lucidum. Bei Katzen als Carnivoren handelt es sich um ein zelluläres Tapetum, zusammengesetzt aus reflektiven Kristallen. Die reflektiven Eigenschaften des Tapetums bedingen die individuelle Fundusfärbung. Die Farbe variiert mit dem Alter, der Rasse und der Dicke des Tapetums. Die wiederholte Reflektion des Lichts ermöglicht eine gute Sicht in dunklen Lichtverhältnissen. 63
Die wichtigste Funktion der Choroidea ist die nutritive Versorgung der äußeren Netzhautschichten. 87 Die Gefäßversorgung der Choroidea selbst erfolgt durch die langen und kurzen posterioren sowie anterioren Ziliararterien. 63
Innere Augenhaut – Netzhaut (Retina) und Sehnerv (N. opticus)
Die Netzhaut (Retina) ist die Innerste des dreiwandigen Augapfels. Anatomisch setzt sie sich aus zwei topographisch und funktionell unterschiedlichen Anteilen zusammen. Beide Anteile bestehen aufgrund von ihrer embryonalen Entwicklung aus je einem Außen- und Innenblatt. Sie gehen an der Ora serrata, einem gewellten Bereich, der die Grenze zwischen Ziliarkörper und Choroidea bildet, ineinander über. 92
Pars ceca
Der vordere Anteil der Retina besteht aus einer zweischichtigen Epithellage und bedeckt die kaudale Irisseite (Pars iridica retinae) und den kaudalen Ziliarkörper (Pars ciliaris retinae). Er wird als der nicht optische Teil der Netzhaut (Pars ceca) bezeichnet, da er keine Photorezeptoren enthält. Das Epithel der Ziliarfortsätze ist gemeinsam mit den benachbarten Ziliarkörperkapillaren an der Kammerwasserproduktion beteiligt. Der stark gefaltete Bereich der Ziliarfortsätze wird als Pars plicata bezeichnet. Er geht peripher in einen eher feinen, mit seichten Falten besetzten Bereich, die Pars plana über. 92
Pars optica
An der leicht gewellten Ora serrata liegt die Grenze zwischen Ziliarkörper und Choroidea sowie auch zwischen der Pars ceca und Pars optica der Netzhaut. Der posteriore, lichtempfindliche Retinaanteil ist wesentlich dicker und besteht aus einem einschichtigen Pigmentepithel (Stratum pigmentosum) und einem mehrschichtigen Nervenblatt (Stratum nervosum). 92
Das Pigmentepithel liegt der Kapillarschicht des Choroids an und ist mit ihr über die BRUCH-Membran verbunden. 92 Außer im Bereich des Tapetum lucidums ist das retinale Pigmentepithel einheitlich braun-schwarz pigmentiert. 71 Zu den wichtigen Funktionen gehören: 92
- Lichtabsorption
- Melaninsynthese
- Rhodopsinsynthese
- Speicherung von Vitamin A
- Nutrition der Photorezeptoren und der Transport von Stoffwechselprodukten (im Sinne einer Blut-Retina-Schranke)
Die sensorische Retina besteht aus vielen Schichten und erstreckt sich vom Sehnervenkopf bis zur Ora serrata. Sie ist über den Sehnerven und den Tractus opticus mit dem Gehirn verbunden. 87 Funktionell ist die Retina als eine drei – Neuronen – Einheit zu betrachten. 71 Das in den Photorezeptorzellen enthaltene Photopigment produziert bei Lichteinfall chemische Energie. 87 Über bipolare Zellen wird das Signal an retinale Ganglienzellen übertragen. 71 Nach der Umwandlung der chemischen in elektrische Energie gelangen die Informationen an die visuelle Kortex. 87
Neurone
Neuron 1:
Die Rezeptoren der Sehbahn sind die Stäbchen und Zapfen im Stratum neuroepitheliale der Retina. 92
Stäbchen ermöglichen Dämmerungs- und Nachtsicht. Sie dienen der Erkennung von Konturen und Bewegung. 87
Zäpfchen werden durch helles Licht angesprochen und erschaffen Sehschärfe und Farberkennung. 87
Neuron 2:
Zum zweite Neuron der Sehbahn gehören in der inneren Körnerschicht (Stratum ganglionare retinae) gelegene bipolare Nervenzellen. 92
Neuron 3:
Multipolare Nervenzellen in der Ganglienzellschicht (Stratum ganglionare nervi optici), deren Axone sich zum Sehnerven vereinen, stellen das dritte Neuron dar. 92
Zentral in der Pars optica befindet sich ein Bereich, die Area centralis, in dem Zäpfchen und Ganglienzellen besonders hoch konzentriert vorkommen. 87 Er liegt bei der Katze drei bis vier Millimeter dorsolateral des Sehnervenkopfes. 24,34,76
Histologisch werden zehn retinale Schichten unterschieden. Die Schichten eins bis fünf liegen der Choroidea und der äußeren Hülle des Bulbus an, deshalb werden sie als äußere Retina bezeichnet: 71
- Retinales Pigmentepithel
Das Pigmentepithel liegt der Choroidea an und wird als nichtneuronale Schicht betrachtet.
- Photorezeptorschicht
- äußere Grenzmembran
- äußere Körnerschicht
- äußere plexiforme Schicht
Die Schichten zwei bis fünf beherbergen die Photorezeptoren. In der Photorezeptorschicht (2.) gibt es ein äußeres und inneres Segment der Stäbchen und Zäpfchen. Photopigmentmoleküle absorbieren Photone und setzen durch ihre Energie eine biochemische Signalkaskade in Gang. Die äußere Grenzmembran (3.) besteht aus Verbindungen der Zellmembranen von Stäbchen, Zäpfchen und Müller´schen Stützzellen. Die äußere Körnerschicht (4.) beinhaltet Zellkerne von Stäbchen und Zäpfchen. In der äußeren plexiformen Schicht (5.) bilden axonale Extensionen der Photorezeptoren Synapsen mit bipolaren Zellen, horizontalen Zellen und anderen Photorezeptoren und übertragen das Signal an die innere Retina sowie die retinalen Ganglienzellen. Horizontale Zellen und amakrine Zellen können das visuelle Signal der Photorezeptoren dabei modifizieren. 71
Die Schichten sechs bis zehn zählen zur inneren Retina, da sie an den Glaskörper angrenzen: 71
- innere Körnerschicht
- innere plexiforme Schicht
- Ganglienzellschicht
- Nervenfaserschicht
- innere Grenzmembran
Die innere Körnerschicht (6.) enthält Zellkerne von bipolaren, horizontalen, amakrinen und Müller`schen Zellen. Die innere plexiforme Schicht (7.) ist erneut eine synapsenreiche Schicht mit vertikalen Verbindungen zwischen bipolaren Zellen und retinalen Ganglienzellen sowie lateralen Synapsen zwischen amakrinen Zellen, bipolaren Zellen und retinalen Ganglienzellen. Diese lateralen Synapsen koordinieren die retinale Funktion und ermöglichen eine komplexe Verarbeitung des visuellen Signals. In der Ganglienzellschicht (8.) liegen die Zellkörper der retinalen Ganglienzellen. Die Nervenfaserschicht (9.) beinhaltet deren Axone und die innere Grenzmembran (10.) bildet eine Basalmembran, die eng mit den Müller`schen Stützzellen verbunden ist. 71
Nervus opticus
Die Begriffe Sehnervenkopf, Sehscheibe sowie Papille sind austauschbar und meinen die retinale und choroidale Portion des Sehnerven. 87
Die Axone der retinalen Ganglienzellen verlassen die Nervenzellschicht der Netzhaut, laufen konzentrisch zueinander und formen den Sehnervenkopf. 87 Seine Größe und Form sind abhängig vom Grad der Myelinisierung. Bei Katzen beginnt die Myelinisierung des Sehnerven erst posterior der Sehscheibe oder extraokulär, sodass sie sich rund und dunkel darstellt. In der ophthalmoskopischen Untersuchung ist zentral auf der Sehscheibe ein dunkler Punkt sichtbar. Es handelt sich um eine zentrale Vertiefung als Ursprung der embryonalen A. hyaloidea. 71
Der Sehnerv ist zusammengesetzt aus Nervenbündeln und umgeben von Gliazellen, sowie im Bereich der Lamina cribrosa zusätzlich von Kollagen. Ausgehend von der Sehscheibe passieren die Nervenbündel das Choroid und die Sklera, um zur Orbita zu gelangen. Orbitale Anteile des Sehnerven werden, als periphere gehirnzugehörige Nervenbahn, durch Gliazellen, Pia mater, Arachnoidea und Dura mater geschützt. Die Pia mater entsendet Bindegewebssepten und separiert die Nervenbündel nahezu vollständig voneinander. 87
Vom Bulbus ausgehend verläuft der Sehnerv zum Chiasma opticum und zu den lateralen Kniehöckern oder zum rostralen Colliculus, wo alle Axone Synapsen bilden. Allein die pupillomotorischen Fasern verknüpfen sich im Edinger-Westphal-Kern der Area pretectalis bzw. dem nahen anteromedianen Nukleus. 87
Bei Katzen kreuzen etwa 60% der Fasern eines Sehnerven auf ihrem Weg zur visuellen Kortex zum kontralateralen Kniehöcker und nur 40% verlaufen ipsilateral. Die lateralen Kniehöcker weisen bei der Katze eine spezielle Schichtung auf. 56
Ein Kniehäcker erhält, topographisch gut organisiert, Fasern der nasalen Retina des einen und der temporalen Retina des anderen Auges, sodass in der Kortex eine vollständige Abbildung der rechten und linken Hemisphäre entsteht. 56
Insgesamt werden vier verschiedene Anteile unterschieden: intraokulär, intraorbital, intrakanalikulär und intrakraniell. 12
Innerhalb der Axone kommen tubuläre Fortsätze vor, die Neurofilamente, Neurotubuli, Vesikel und Mitochondrien beinhalten. Vesikel, Mitochondrien und andere zytoplasmatische Bestandteile werden im Axon kontinuierlich orthograd in Richtung der Synapse sowie retrograd Richtung Zellkörper transportiert. Dieser Substrattransport wird als axoplasmatischer Flow bezeichnet und ist entscheidend für die Versorgung mit neu synthetisierten Proteinen. 87 Der axoplasmatische Flow ist unerlässlich für die Funktionalität der N. opticus. Zu einer Unterbrechung kommt es meist durch erhöhten intraokulären Druck im Bereich der Lamina cribrosa, die eine Prädilektionsstelle darstellt. 85,110