Augenlid
Augenlider sind für normales und schmerzfreies Sehen unerlässlich. 7 Sie dienen dem Schutz des Auges, dem Verteilen der Tränenflüssigkeit, der anteiligen Produktion von Tränenflüssigkeit in speziellen Drüsen, der Regulierung des Lichteinfalls und der Eliminierung von Fremdmaterial. 87
Die Augenlider bestehen aus Gesichtshaut, die sich als dünne Falte fortsetzt. Gemeinsam formen das jeweils obere und untere Lid die Augenwinkel (Kanthus). An den Kanthi haften das mediale und laterale Ligamentum palpebrale, wodurch die Lidspalte ihre Form erhält. Bei der Katze schmiegen sich die Augenlider der Kornea so an, dass kaum Konjunktiva oder Sklera exponiert ist. Die Lidränder sind gut abgegrenzt und haarlos. Wimpernhaare (Ciliae) fehlen der Katze, jedoch ersetzen modifizierte Haare am Oberlid deren Funktion. 87
Die Rückseite der Lider ist mit palpebraler Konjunktiva bedeckt und in der Fornix, der Umschlagstelle der bulbären zur konjunktivalen Konjunktiva, befinden sich Ausführungsgänge der Tränendrüse, am Lidrand münden Ausführungsgänge der Tarsaldrüsen. 67 Besonders bei Katzen sitzen sie vordergründig im Oberlid. Die Lider beherbergen außerdem prominente Talgdrüsen, die sogenannten Zeisdrüsen und modifizierte Schweißdrüsen, die sogenannten Mollschen Drüsen. 87
Der Lidschluss erfolgt bei Kontraktion des nahe am Lidrand gelegenen, zirkulären M. orbicularis oculi und die Öffnung der Lider erfolgt bei Relaxation des M. orbicularis oculi sowie der Kontraktion des M. palpebrae superioris. Die Muskulatur und das posteriore Lidepithel der palpebralen Konjunktiva werden durch die bindegewebige Tarsalplatte voneinander separiert. 87 Durch die Tarsalplatte erlangt das Lid auch eine gewisse Stabilität. Die Innervation des M. orbicularis oculi erfolgt durch einen Ast des N. facialis. 6 Überschüssige Tränenflüssigkeit wird durch „pumpende“ Bewegungen der Augenlider über den Tränennasenkanal abgeleitet. 87
Bei Welpen sind die Augenlider in den ersten Lebenstagen noch durch eine dünne Membran geschlossen. Sie öffnen sich erst zwischen dem zehnten und vierzehnten Tag. 7
Das dritte Augenlid (Nickhaut, Blinzhaut, Membrana nictitans) liegt im medialen Augenwinkel. Es setzt sich bei Katzen aus einer Bindehautfalte und einem ankerförmigen, elastischen Stützknorpel zusammen. In das Bindegewebe sind lymphatische Strukturen sowie eine bei der Katze seröse Nickhautdrüse eingelagert. 44 Das bei Katzen recht große und aktiv bewegliche dritte Lid kann bis zu zwei Drittel der Kornea bedecken. 84
Sichtbar wird die Nickhaut bei Veränderungen der Bulbusposition wie bei Enophthalmus (beispielsweise bei Verlust des intraorbitalen Fettgewebes), bei Exophthalmus oder bei Verlust des Sympathikotonus. Darüber hinaus kann es bei Vergrößerung durch Entzündung oder Neoplasie zur Protrusion kommen. 96