Eosinophile Keratitis

Ätiologie

Die feline eosinophile Keratitis ist eine chronische, inflammatorische, uni- oder bilateral auftretende Erkrankung der adulten Katze, die langsam progressiv verläuft. 6 Sie ist speziesspezifisch und wird auch als proliferative Keratitis bezeichnet. 551

Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt, es wird eine abnorme Immunreaktion vermutet, wobei der Auslöser unbekannt bleibt. 353 Am ehesten handelt es sich um eine Hypersensitivitätsreaktion Typ I oder IV des Immunsystems auf einen Antigenstimulus. 465

Studien wiesen in etwa der Hälfte der von eosinophiler Keratitis betroffenen Katzen durch PCR-Verfahren FHV-1 DNA nach. Ob FHV-1 tatsächlich eine Rolle spielt, bleibt bisher jedoch ungeklärt. Am ehesten wird der Nachweis von FHV-1 DNA bei eosinophiler Keratitis mit der generell hohen Inzidenz in der Katzenpopulation in Verbindung gebracht. 551

 

Symptome und Diagnose

Das typische klinische Erscheinungsbild zeichnet sich aus durch vom Limbus, der peripheren Kornea und anliegenden bulbären Konjunktiva einwachsende weiß-pinke, erhabene, ödematöse, unregelmäßige und teils vaskularisierte Beläge. 551 Die Plaques ähneln Granulationsgewebe und breiten sich in progredientem Verlauf mitunter über die gesamte Korneaoberfläche, Nickhaut und Konjunktiva aus, können jedoch auch nur letztere betreffen. Manchmal erscheinen die Beläge teilweise weiß und kalkähnlich. Eosinophile Keratokonjunktivitis tritt häufiger unilateral als bilateral auf. Zusätzlich kann es, seltener, zu kornealen Ulzera kommen. 353 Als Ursache dieser nimmt man eosinophile Degranulation an. 465 Sobald Ulzera vorliegen, ist eine virologische Untersuchung auf FHV-1 indiziert, da mit dem Vorhandensein von Ulzerationen wesentlich häufiger (in etwa 50%) Virus-DNA nachgewiesen werden kann, als in Fällen ohne vorberichtliche oder aktuelle korneale Ulzeration (in 22%). 134

Nicht zu Beginn, jedoch in fortgeschrittenen Stadien ist der Zustand zunehmend mit Anzeichen okulären Schmerzes sowie Ausfluss verbunden. 551 Betroffene Katzen zeigen Depigmentierung und Erosionen der Lidränder, Blepharospasmus, Chemosis und Hyperämie der Konjunktiva und Nickhaut. Die Konjunktiva ist, auf histologischer Ebene betrachtet, infiltriert durch Lymphozyten, Plasmazellen, Mastzellen und Makrophagen. 6

Besteht ein klinischer Verdacht auf eosinophile Keratitis bzw. Keratokonjunktivitis, kann dieser durch eine zytologische Untersuchung bestätigt werden. Dazu wird ein Abstrich der Kornea genommen. Das Vorhandensein von eosinen und neutrophilen Granulozyten ist pathognomonisch, außerdem sind oft Makrophagen und dysplastische oder hyperplastische Epithelzellen sichtbar. 6,353,551 In der Blutuntersuchung kann in manchen, aber nicht in allen Fällen eine Eosinophilie beobachtet werden. 551

Eosinophile Keratokonjunktivitis

 

Therapie

Die Erkrankung ist gut kontrollierbar durch eine topische Anwendung von Kortikosteroiden. Der Einsatz von Kortikosteroiden bei der Katze, vor allem über einen längeren Zeitraum, ist immer mit der Gefahr einer rekrudeszierenden Herpesvirusinfektion verbunden. Begonnen wird die Therapie mit einer 0,1% dexamethason- oder 1% prednisolonhaltigen Augensalbe, mindestens viermal täglich appliziert. Nach einigen Wochen kann auf ein bis zwei Anwendungen pro Tag oder noch seltenere Gaben reduziert werden. 551 Diese Therapie führt zum Rückgang der Symptome in etwa drei bis sechs Wochen. 6

Da eine Langzeittherapie mit Kortikosteroiden diverse Nebenwirkungen nach sich ziehen kann, geht die Empfehlung zu einer anfänglichen Therapie mit Kortikosteroiden und nachfolgende Umstellung auf ebenfalls topisch angewendete Cyclosporinpräparate. 499 Zwei bis drei Mal täglich angewendet, bewirkt Cyclosporin (1,5% ig) in 88,6% eine Verbesserung. Selten treten lokale Irritation, Chemosis, konjunktivale Hyperämie oder Blepharitis als Nebenwirkung auf. Da die Erkrankung bei Therapieunterbrechungen rezidivieren kann, empfiehlt sich eine Dauertherapie. 540

Alternativ zum Einsatz von Kortikosteroiden kann die Kombination von topischen nichtsteroidalen Antiphlogistika und topischen Cyclosporinpräparaten verwendet werden. Die Regression der Symptome dauert dann meist etwas länger, die Therapie verspricht aber gute Erfolge. 540,551

Eine topische Therapie mit Kortikosterioden ist kontraindiziert, wenn korneale Ulzerationen vorliegen. In diesem Fall sollte eine virologische Untersuchung erfolgen und eine antivirale Therapie begonnen werden. Im positiven Testfall wird die antivirale Therapie fortgesetzt, solange Ulzera oder Anzeichen viraler Replikation vorhanden sind. Ist die Kornea Fluorescein negativ, sind topische immunmodulatorische Präparate wie Kortikosteroide zur zusätzlichen Therapie wieder geeignet. 353

Ebenfalls beschrieben ist eine systemische Behandlung mit Megestrolacetat einmal täglich oral appliziert mit einer Dosierung von 0,5 mg/kg Körpergewicht über fünf Tage. Danach wird auf eine Gabe jeden zweiten Tag für eine Woche und anschließend auf eine Gabe einmal wöchentlich reduziert. Dieses Medikament ist aufgrund gravierender Nebenwirkungen wie Diabetes mellitus, adrenokortikale Suppression, Verhaltensänderung, mammäre Hyperplasie und Neoplasie nicht als Mittel erster Wahl zu empfehlen. 551 Wird sich für einen Therapieversuch mit Megestrolacetet entschieden, müssen Patientenbesitzer über diese möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Sinnvoll kann die Anwendung bei Ulzerationen sein, die mit Beginn einer Kortikosteroidtherapie rezidivieren können. 353 Stiles und Coster beschreiben Therapieerfolge in 88% und eine komplette Remission in 35% mit Megestrolacetat 0,5%, ohne das Auftreten von Nebenwirkungen. 553

Villatoro et al. beschreiben in ihrer Studie, dass die topische Stammzelltherapie reelle Erfolge in der Behandlung eosinophiler Keratitis verspricht und perspektivisch als alternative Therapiemethode in Frage kommen könnte. Auswirkungen auf korneale Läsionen wurden dabei nicht beobachtet. 595

Aus dem Fettgewebe gewonnene mesenchymale Stammzellen vermögen das angeborene sowie adaptive Immunsystem zu beeinflussen. 74,77 Sie inhibieren die T-Zell-Proliferation sowie Reifung und Differenzierung dendritischer Zellen, beeinflussen die B-Zell-Funktion und reduzieren die Aktivität des Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC) II. 77,191,348 Ihre Differenzierungskapazität verschafft den Stammzellen bedeutende sekretorische Funktionen verschiedener Biomoleküle mit trophischen, parakrinen, entzündungshemmenden und immunmodulatorischen Funktionen. 16,77,645