Immunsuppressiva
Kortikosteroide
Entzündungsreaktionen sind im gesamten Körper auftretende, sehr hilfreiche Mechanismen zur Bekämpfung von Infektionen. Im Auge hingegen kann es durch die Auslösung von Vasodilatation, gesteigerter Gefäßpermeabilität, intraokulären Druckveränderungen, Miosis und Versagen der Blut-Augen-Schranke zu großen Schäden kommen, die den Visus gefährden. Kortikosteroide stellen nützliche Werkzeuge dar gegen spezifische immunologische oder infektiöse Vorgänge, weil sie durch Phospholipasehemmer den Cyclooxygenase- und Lipoxygenaseweg inhibieren und damit potenter sind als nichtsteroidale Antiphlogistika. 51
Bevor man allerdings ein Kortikosteroid verabreicht, muss man sich mit dessen Eigenschaften vertraut machen und einige Tests durchführen, um unerwünschte Auswirkungen zu verhindern. Liegt eine Infektion vor während einer Therapie mit Kortikosteroiden, ohne dass der Keim mit einem Antibiotikum bekämpft wird, können sich die Mikroorganismen aufgrund einer durch das Kortison herabgesetzten Widerstandskraft besser etablieren. Es ist also sehr sinnvoll, auf infektionsanzeigende Symptome zu achten. Im Fall von kornealer Ulzeration sorgt eine gesteigerte Proteaseaktivität für Kollagenolyse und hat schnellen Substanzabbau der Kornea, sogenanntes „Melting“ zur Folge. Außerdem verzögern Kortikosteroide die Wundheilung, weshalb bei Epitheldefekten oder Wunden, auch nach Operationen, Kortikosteroide kontrainduziert sind. Sollte der Einsatz unverzichtbar sein, ist das Fädenziehen einige Tage nach hinten zu verlegen. 51
Daraus ergibt sich, dass jede Untersuchung eine Fluoresceinprobe beinhalten sollte sowie die Messung des intraokulären Drucks, da es bei Kortisontherapie initial zu Druckerhöhung kommen kann. Weitere Nebenwirkungen der Kortikosteroide sind Superinfektionen beispielsweise durch Pilze, Erhöhung von Leberenzymwerten, eine reversible Suppression der Nebennieren und Störung des Diabetesmanagement. 51 Darüber hinaus sind Kortikosteroide häufig für die Reaktivierung des felinen Herpesvirus verantwortlich und bewirken, dass das Herpesvirus zentrifugal entlang sensorischer Axone zu peripheren Epithelien aufsteigt. Eine rekrudeszierende Infektion äußert sich in uni- oder bilateraler, chronisch immunologischer Konjunktivitis, Rhinitis und teils stromaler Keratitis. 48
Es existieren topische und systemische Formulierungen mit verschiedenen Kortikosteroiden. Die Auswahl richtet sich abermals nach dem Zielgewebe. Topische Präparate sollten 1%iges Prednisolon oder 0,1%iges Dexamethason enthalten, da diese die Kornea gut penetrieren können. Hydrokortison ist dazu nicht geeignet. Für eine stärkere Wirkung sollte keine höhere Dosis sondern häufigere Applikation gewählt werden, um die intraokuläre Konzentration zu steigern. 51
Indikationen
- Immunmediierte Erkrankungen wie Konjunktivitis follicularis- saisonale allergisch bedingte Konjunktivitiden- Allergien auf Medikamente oder Kontaktallergie-chronische superfizielle Keratitis, eosinophile Keratokonjunktivitis-Linseninduzierte Uveitis, noduläre granulomatöse Episkleritis, Vogt-Koyanagi-Harada Syndrom
- Entzündung nach Trauma, z.B. nach Proptosis oder Kontusion ohne Verletzung der Kornea
- Anteriore Uveitis
Kontraindikationen
- Korneadefekte, Ulzera
- Wunden
- FHV- Infektion (lieber mit einem NSAID starten bis ein Laborergebnis vorliegt)
Sobald während einer Therapie mit Kortikosteroiden Symptome wie Augenausfluss oder Schmerzhaftigkeit zu beobachten sind, muss das Medikament abgesetzt werden und eine Re-Evaluierung erfolgen. 51
Cyclosporin
Cyclosporin ist ein Immunsuppressivum, dass sowohl die zellgebundene als auch die humorale Immunantwort beeinflusst. Es steigert die Funktion der regulatorischen T-Zellen und erwirkt die Suppression der Produktion von Lymphokinen bzw. Interleukin 2. Cyclosporin stimuliert außerdem die Muzinproduktion (siehe Tränenfilm), wirkt also direkt lakrimogen und bevorteilt so die Adhäsion des Tränenfilms an das Korneaepithel, die Stabilität des Tränenfilms sowie die Elimination von Debris bzw. Bakterien. Dabei wirkt es sich nicht negativ auf die Wundheilung aus. 51
Da Cyclosporin kaum ins Augeninnere vordringt, ist es nur zur Therapie äußerer Strukturen anwendbar wie zum Herabsetzen der Immunantwort von Tränendrüse, Konjunktiva, Sklera, Kornea oder nach Korneatransplantation. Indikationen sind demnach Keratokonjunktivitis sicca, autoimmune Keratitis (Pannus) oder immunbedingte Episklerokonjunktivitis. Auch zur Therapie der eosinophilen Keratokonjunktivitis kann es herangezogen werden, wenn Kortikosteroide ausfallen. 51
Tacrolimus
Tacrolimus wirkt in ähnlicher Weise wie Cyclosporin, intrazelluläre Rezeptoren sind jedoch andere. Es wird von einer 10-fach höheren Potenz als der von Cyclosporin ausgegangen. 93 Bei einer Therapie über 6-8 Wochen zwei Mal täglich konnte in 85% nicht vorbehandelter und in 51% vorbehandelter Tiere ein Erfolg verzeichnet werden im Sinne eines um 5 mm/min höheren Schirmer-Tränen-Tests. Trotzdem sollte Tacrolimus ein Reservemedikament bleiben und besonders vorsichtig mit Handschuhen verwendet werden, da es potentiell cancerogen wirkt. 51
Tacrolimus ist nur für die lokale Anwendung auf der Haut zugelassen und muss umgewidmet werden.