Neoplasie
Ätiologie
Neoplasien der Augenlider treten bei der Katze im Vergleich zum Hund seltener auf. Ihre Prävalenz steigt mit dem Alter, nicht jedoch abhängig von Rasse oder Geschlecht. Das Plattenepithelkarzinom (PEK) ist mit einer Prävalenz von 65% der meist vertretene Tumor am Lid. 373,551 Besonders anfällig dafür sind weiße Katzen. 144,373
Adenokarzinome, Adenome, Hämangiosarkome, Hämangiome, Melanome, Neurofibrome, Trichoepitheliome, Basalzellkarzinome und –epitheliome, nicht-impfassoziierte-Fibrosarkome, Mastzelltumoren und Mastozytome sind differenzialdiagnostisch zu berücksichtigen. 67,188,373,386,551,626
Symptome und Diagnose
Klinisch stellen sich PEK als direkt auf oder am Lidrand gelegene, ulzerierte, meist verkrustete und leicht abgesenkte oder angehobene Hautareale dar, die in der Regel am Unterlid sitzen. Die lokale Invasivität ist hoch, auch lokale Lymphknoten können involviert sein, jedoch tritt Metastasierung erst spät auf im Krankheitsverlauf. 551
Für Basalzellkarzinome bzw. –epitheliome gibt es keine Prädilektionsstellen, die Lider können unter anderem betroffen sein. Oftmals kommt es zur Verwechslung mit einem PEK, da die Tendenz zur Ulzeration gegeben ist. 142 Dabei handelt es sich hier normalerweise um benigne Tumoren. 551
Mastzelltumore können verschiedene Erscheinungsbilder besitzen, einzeln oder multipel auftreten und dabei subkutan, dermal oder epidermal liegen. 551
Mastozytome sind meist benigne. 67,621
Fibrosarkome kommen bei älteren Katzen als fokale, knotige Masse in Dermis oder Subcutis liegend vor. Ihre Oberfläche ist typischerweise alopezisch und ulzeriert. Sind multifokale Fibrosarkome bei einer jungen Katze zu beobachten, ist ein felines Sarkomvirus, eine Mutante des felinen Leukosevirus, ursächlich. Eine Diagnose kann mit Hilfe eines FeLV-Tests gestellt werden. Im positiven Testfall ist die Prognose infaust. 242,551

Therapie
Für die Therapie eines PEK kommen Strahlentherapie, Chemotherapie oder Chirurgische Resektion in Frage. Insgesamt sind die Ergebnisse aller Therapiemöglichkeiten, Strahlentherapie, Chemotherapie und auch Chirurgie, begrenzt effektiv. Die mediane Überlebenszeit liegt bei einigen Monaten. 359
Die komplexe Anatomie des Kopfes schränkt die Möglichkeiten aggressiver chirurgischer Resektion stark ein, sodass sich Rezidive oft binnen Wochen oder Monate bilden. 359 Großflächige Exzisionen können zwar kurativ sein, erfordern jedoch teils umfassende Blepharoplastiken. Limitationen der chirurgischen Therapie liegen außerdem in ungenauer Abgrenzbarkeit der Tumorränder von umliegendem, gesundem Gewebe. 551 Es können beispielsweise die „lip-to-lid-subdermal-plexus-flap“-Technik 440 oder die „bridge-flap“-Technik 143 angewendet werden. Für genaue Ausführungen siehe entsprechende Fachliteratur.
Feline PEK sind oftmals radiosensitiv, wodurch Tele- oder Brachytherapie möglich werden. 239 Magne et al. 357 und Chang et al. 88 beschreiben die photodynamische Therapie als sehr effektiv und sicher für frühe Stadien eines fazialen PEK in Katzen.
Für Standartbestrahlungsprotokolle ist eine Tumorkontrolle von 1 bis 5,5 Monaten beschrieben. 463 Zuletzt sind auch Kryotherapie oder Hyperthermie bei oberflächlichen PEK effektive Methoden. 551
Die Prognose kann anhand der Zelldifferenzierung genauer abgeleitet werden. 55
Handelt es sich um ein Basalzellkarzinom bzw. –epitheliom, kann man dieses mit Kryotherapie oder simpler Exzision entfernen. 551
Mastzelltumoren am Lid werden chirurgisch exzidiert. 551 Bei Katzen verhalten sich Mastzelltumore der Lider und der periokulären Haut meist benigne. 395 Einer Studie zufolge beträgt die mediane Überlebenszeit nach einer Exzision 945 Tage und Metastasen wurden nicht beobachtet. 420
Generell ist die Prognose nach Exzision von Adenomen, Adenokarzinomen, Papillomen sowie Basalzelltumoren gut. 551 Kommt es bei Melanomen, Mastzelltumoren oder PEK zu Rezidiven, ist die Prognose vorsichtig. 312,488