Neoplasien der Uvea

Katzen sind von primären sowie sekundären Neoplasien der Uvea betroffen, welche hauptsächlich die vorderen, selten die hinteren uvealen Strukturen befallen 557. Zu den primären Neoplasien der Uvea gehören das Melanom, Adenom, Adenokarzinom sowie Sarkom und zu den sekundären Neoplasien zählen Metastasen von Karzinomen und Sarkomen oder lymphoproliferative Erkrankungen wie das maligne Lymphom 599. Eine rasse- oder geschlechtsbezogene Prädisposition existiert nicht 132,148,156, jedoch sind in der Regel Katzen mit über zehn Jahren betroffen 557.

 

Diffuses felines Irismelanom

Melanozytäre Tumore sind die häufigste intraokuläre Neoplasie der Katze 148,172,551,626. Das primäre diffuse Irismelanom stellt sich initial als fokale oder multifokale dunkle Pigmentierung der Irisvorderfläche dar 599. Derselbe Tumor kann auch ein amelanotisches Erscheinungsbild haben 50. Da fokale Pigmentveränderungen der Iris häufig altersbedingt auftreten, müssen diffuse Irismelanome anhand einer zusätzlichen Irisverdickung, Irregularität von Iris oder Pupille oder Sekundärglaukom in Verbindung mit Dunkelpigmentierung der Iris differenziert werden 1,151.

Im Verlauf von Monaten oder Jahren nehmen Umfang und Stärke der Pigmentierung ebenso wie die Dicke der Iris zu und es entstehen in einigen Fällen Veränderungen von Pupillenform und -motilität. Als Begleiterkrankung kann es durch Tumorinfiltration des Kammerwinkels zum Sekundärglaukom kommen. 557

Der Tumor ist häufig ausgesprochen langsam progressiv, kann jedoch auch schnell wachsen und metastasieren. Aus diesem Grund ist ein regelmäßiges Monitoring durch einen Ophthalmologen sinnvoll. 355 In der Humanmedizin ist eine regelmäßige Fotodokumentation fester Bestandteil jeder Untersuchung, um eine sinnvolle Verlaufsbeurteilung zu erzielen 398. Eine ebenfalls in der Humanmedizin angewandte Technik ist die Applikation von Pilocarpin 2% Augentropfen, um eine Miotische Pupille und damit optimale Beurteilbarkeit der Iris zu erzielen 495.

Bei Katzen ist als Therapie der Wahl für melanozytäre Tumore ebenso wie für blinde und dolente Augen die Enukleation beschrieben 148,172. Frühe, einzelne Melanome können durch eine Laserbehandlung entfernt werden. Der Nutzen hinsichtlich einer Prävention ist jedoch bisher nicht beschrieben .557

Andernfalls besteht aufgrund des langsamen Wachstums das Dilemma darin zu entscheiden, wann eine Enukleation des funktionellen Auges am sinnvollsten durchgeführt werden sollte 355. Für eine gerechtfertigte Enukleation sprechen zunehmende Pigmentierung und Ausbreitung, pigmentierte Massen im iridokornealen Winkel bzw. skleroziliaren Spalt, erhöhter intraokulärer Druck und veränderte Pupillenform oder -motilität 557. Walde et al. (2008) raten zur Enukleation, sobald pigmentierte Bereiche dicker und höckeriger werden bzw. konfluieren 599.

Metastasen treten in 24-63% betroffener Katzen auf 160,438. Sie entstehen meist ein bis drei Jahre nach der Enukleation und betreffen in der Regel Leber und Lunge 557. Die Wahrscheinlichkeit für Metastasen ist erhöht, wenn die Iris gänzlich betroffen und verdickt ist, die Pupille eine veränderte Form und Motilität aufweist, sich Pigmentabschilferungen in der vorderen Augenkammer oder an der Linsenvorderfläche befinden oder Sekundärerscheinungen wie Hyphäma und Glaukom auftreten 40,160,508. Bei Katzen mit aggressiver Infiltration der Iris inklusive des posterioren Epithels und des Ziliarkörpers wurden verkürzte Überlebenszeiten beschrieben, für die vordergründig Folgen von Metastasen verantwortlich gemacht werden 557.

Differenzialdiagnostisch sollten Heterochromie, ein Irisnävus, Iriszysten, Adenome, Adenokarzinome und Lymphom in Betracht gezogen werden 599.

Sekundärglaukom in Verbindung mit Dunkelpigmentierung der Iris
Irismelanom
diffuses Irismelanom, Sekundärglaukom, Buphthalmus

Felines okuläres Sarkom

Das feline okuläre Sarkom ist die bei Katzen zweithäufigste intraokuläre Neoplasie mit hochgradig malignem Charakter 147,152,153,232,391,634. Betroffene Katzen sind durchschnittlich sieben bis fünfzehn Jahre alt. Die Tumorentstehung wird initiiert durch ein schweres okuläres Trauma und manifestiert sich etwa fünf Jahre nach dem Vorfall. Risikofaktoren sind außerdem Linsentraumata, chronische Uveitis und intraokuläre Operationen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, blinde Patienten die an chronischer Uveitis leiden regelmäßig zur Kontrolluntersuchung einzubestellen. 557

Die Neoplasie steht in Verbindung mit einer malignen Transformation des Linsenepithels 643. In jedem beschriebenen Fall fehlte die Linse oder war hochgradig zerstört 147,152. Infiltriert werden besonders das Choroid sowie die Peripherie des Bulbus und der Tumor wächst weiter in Richtung Retina und Nervus opticus. Da undifferenzierte Stammzellen in die Onkogenese involviert sind, können diverse neoplastische Typen entstehen und Knorpel- oder Knochenbildung im Tumor auftreten. 557 Histologisch lassen sich Fibrosarkome mit teils ossärer Metaplasie, anaplastische Sarkome oder osteoblastische Osteosarkome nachweisen 599.

Klinisch tritt das feline okuläre Sarkom meist erst in Erscheinung, wenn der Bulbus dunkler und fest wird. Schmerz oder Irritation zeigen betroffene Katzen normalerweise nicht 148. Zu den regelmäßig auftretenden Symptomen gehören initial phtisische Augen die plötzlich an Größe zunehmen, chronische unresponsive Uveitis, Sekundärglaukom mit Buphthalmus 355, intraokuläre Blutungen, Korneaödeme, Massen in der vorderen Augenkammer 557 oder weiß-pinke Massen die hinter dem Pupillarrand hervorragen 543. Die Augenuntersuchung ist oftmals nur eingeschränkt möglich und kann sinnvoll durch Sonografie oder Röntgenaufnahmen ergänzt werden 557.

Da in vielen Fällen der Nervus opticus und regionale Lymphknoten tumorinfiltriert sind, ist die Therapie der Wahl eine Eviszeration 149. Kommt es nach der Enukleation zum weiteren Tumorwachstum und zur Progression zum Chiasma opticum, sind Blindheit und neurologische Symptome die Folge 148. Generell gilt die Prognose trotz Operation als ungünstig. Die Überlebenszeit beschränkt sich meist auf Monate und der Tod trifft durch Folgen von Metastasen ein. 557

Neoplasien des Ziliarkörpers

Neoplasien des Ziliarkörpers kommen bei Katzen selten vor 449. Dabei handelt es sich um Adenome oder Adenokarzinome 108,449. Dubielzig 148 beschreibt Ziliarkörperadenome bzw. Adenokarzinome als benigne, scharf abgegrenzte, meist unpigmentierte Massen, die bei der Katze von festerer Konsistenz sind als beim Hund. Die Umfangsvermehrung ist in der Pupille oder ausgehend von der Iriswurzel im Bereich der Pars plicata (LINK Anatomie) sichtbar und wächst sehr langsam. Sobald die Diagnose gestellt wurde, empfiehlt sich eine Enukleation. 557

Sekundäre Neoplasien der Uvea

Das Auge ist ein Ort an den Metastasen sekundärer Neoplasien vordergründig durch hämatogene Streuung gelangen. Aufgrund des hämatogenen Ausbreitungsweges sind meist die Gefäße des Auges betroffen, vor allem die des Ziliarkörpers oder des Choroids. Klinisch treten Perfusionsstörungen und -insuffizienzen häufiger auf als lokalisierte Massen. Bei tumoröser Infiltration des Choroids besteht zudem die Gefahr einer Netzhautablösung. 148

Die häufigste in die Uvea metastasierende Neoplasie bei Katzen ist das Lymphosarkom 557. Ältere Kater sind hier überrepräsentiert und zeigen in 50% okuläre Symptome bei initialer Vorstellung 107. Lymphosarkome können assoziiert sein mit einer FeLV- oder FIV-Infektion. Eine „D“ förmige Pupille ist dafür hinweisend. 557 FeLV wird in der Literatur als Ursache für nahezu alle hämatopoetischen Tumore der Katze beschrieben 240,281. Weitere in Frage kommende sekundäre uveale Neoplasien sind Adenokarzinome der Mamma oder des Uterus, Hämangiosarkome 33,302,405,424,610 und Plattenepithelkarzinome variablen Ursprungs 103,234,252.

Neben der Augenuntersuchung sollte bei jedem Patienten immer eine Allgemeinuntersuchung mit durchgeführt werden. Sobald eine Neoplasie an einer beliebigen Körperstelle mit gleichzeitigen okulären Symptomen auftritt, besteht der Verdacht auf ein tumoröses Geschehen. 148 Zu den spezifischen okulären Symptomen gehören Anzeichen uvealer Entzündung, weiß-pinke mit der Uvea assoziierte oder in der vorderen Augenkammer sitzende Massen, Sekundärglaukom durch Verlegung des Kammerwinkels 557, okuläre Irritation und Blutungen 148.

Zur Sicherung der Diagnose ist eine histologische Untersuchung sinnvoll und eine Zytologie des Kammerwassers häufig diagnostisch 557. In Hinblick auf eine Therapie ist es wichtig zu bedenken, dass die okuläre Manifestation eines Lymphosarkoms generell eine multizentrische Verbreitung des Tumors bedeutet 627. Dementsprechend kommt eine systemische Chemotherapie in Frage. Topisch oder subkonjunktival applizierte Kortikosteroide können ein vorübergehendes Zurückdrängen der okulären Masse bewirken 557. (LINK Augenmedikamente)

aseptische Vorbereitung für die Enukleation
nach abgeschlossener Enukleation wird eine Hautfaltendecknaht angebracht
Zustand nach Abheilung der Operationswunde